Mit Kindern über Krieg sprechen

Warum Selbstfürsorge und über Frieden sprechen am wichtigsten ist!

Wie soll ich mit meinem Kind über den Krieg reden? Soll ich überhaupt mit meinem Kind über Krieg reden? Was versteht mein Kind unter Krieg?

Solche und viele weitere Fragen haben mich als Familienberaterin erreicht. Ich möchte mit diesem Beitrag dir Unsicherheiten nehmen und Klarheit schenken. Denn auf diese Weise kannst du deinem Kind Sicherheit geben.

Vorab eine wichtige Information: 

Es gibt nicht die einzige richtige Standard-Antwort auf die Fragen der Kinder oder die richtige Haltung. Jedes Kind verarbeitet Informationen anders. Sodass auch hier gilt: Schau, was deiner Familie guttut und was deine Kinder brauchen. 

Falls du es nicht schaffst, den Artikel bis zum Schluss zu lesen. Hier schon mal vorab meine zwei wichtigsten Message:

  1. Setze den Fokus nicht auf das Thema Krieg und wie du es mit deinen Kindern thematisieren kannst. Beschäftigt euch mit der Frage: Was ist Frieden? Wie wirkt sich Frieden aus?
  2. Sorge für dich selbst! Lass weder Ängste noch Sorgen oder Angespanntheit überhandnehmen. Sei in Verbindung und in Frieden mit dir selbst.

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Vielen Dank, Lisa ❤️

Auseinandersetzungen mit dem Krieg: Empfehlung nach Alter der Kinder

Krieg mit Kleinkinder thematisieren (0-3)

Kinder unter drei Jahren betrachten alles aus ihrer eigenen Perspektive. Sie können Realität und Traum noch nicht auseinander halten. Mit Kindern unter drei solltet ihr aktuelle Ereignisse nicht thematisieren. Falls doch Fragen bei besonders wachen und neugierigen Kindern aufkommen sollten, greift das Thema so kurz wie möglich auf und schenkt die Sicherheit: Wir Erwachsenen kümmern uns drum.

Ich empfehle auch weder Radio noch Fernsehen im Beisein der Kinder zu konsumieren. Selbst Gespräche über aktuelle Geschehnisse und dem Krieg sollten in Anwesenheit der Kinder vermieden werden. Denn besonders dann bekommen Kinder unsere Ängste, Sorgen und Unsicherheiten zu spüren. Gefühle, die sie in diesem Alter und im Zusammenhang mit dem Thema Krieg nicht einordnen können.

Krieg mit Vorschulkinder thematisieren (4-5)

4-5-Jährige Kinder greifen deutlich häufiger Äusserungen auf und setzen sich mit diesen auseinander. Empfehlenswert finde ich hier, das Thema Krieg nur aufzugreifen, wenn dein Kind Fragen stellt oder du bemerkst, dass dein Kind das Thema im Spiel aufgreift (z.B. indem es das Wort Krieg verwendet).

Krieg mit Grundschulkinder thematisieren (6-10)

Das Thema Krieg sollte so begrenzt wie möglich und individuell aufs Kind abgestimmt, aufgegriffen werden. Wie du dieses Thema altersgerecht aufgreifen kannst, erfährst du im Abschnitt: altersgerechte Erklärung.
Grundschulkinder beschäftigen sich intensiv mit moralischen Fragen, wie Schuld, Opfer oder Strafe.
Zudem tendieren Grundschulkinder zu Verallgemeinerungen. Zum Beispiel: Russland ist böse. Moritz Daum erklärt in einem Interview für Zeit Magazin sehr anschaulich, wie auf die Frage “Ist mein russischer Klassenkamerad auch böse” geantwortet werden kann:

“Im Moment ist es ein Streit zwischen zwei Staaten, ganz oft von wenigen Personen. Dein Klassenkamerad wurde zwar in Moskau geboren, aber er hat den Streit nicht angezettelt und damit nichts zu tun. Er hat vielleicht Freunde aus der Ukraine. Er ist nicht, weil er Russe ist, böse. Dass die Länder miteinander streiten, heißt nicht, dass alle Individuen, alle Menschen, dafür sind und gleich böse.”

Moritz Daum, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich in “Kinderfragen: Mama, was ist eigentlich Krieg?” von Zeit Magazin vom 23. Februar 2022.

Menschen können böse Taten begehen. Aber es gilt zu unterscheiden: Nicht der Mensch, sondern die Tat ist böse.

Allgemeine Empfehlungen,
wenn du mit deinem Kind über den Krieg & Frieden redest

Frieden statt Krieg thematisieren

“Über den Frieden sprechen heißt über etwas sprechen, das es nicht gibt… Wir alle wollen ja den Frieden. Gibt es denn da keine Möglichkeit, uns zu ändern, ehe es zu spät ist? Könnten wir es nicht vielleicht lernen, auf Gewalt zu verzichten?…Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern.”

Astrid Lindgren, 1978 (Rede anlässlich der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, gekürzt)

Lasst uns gemeinsam mehr über den Frieden sprechen, als über Gewalt und Krieg. Automatisch setzen wir uns dadurch mit dem Krieg auseinander. Der Fokus liegt jedoch dabei bei dem Frieden und einer positiven Energie. 

“Frieden beginnt mit ganz kleinen, alltäglichen Taten: Ein Hallo, ein Lächeln, eine Umarmung kann Frieden bringen. Sich anzuschauen und den Namen eines Freundes richtig aussprechen – so einfach kann es sein, Frieden zu finden. Frieden braucht Mut, aber gibt auch Geborgenheit. Dank Frieden kommen auch die Kleinsten zu Wort. Frieden beginnt im Kleinen, aber er kann Grosses bewirken.” E. Meza, B.&M. Paul

Mehr zum Thema Frieden findet ihr auf der Webseite Frieden-Fragen.  

Zwei Aktivitäten als PDF zum Download:
Frieden mit Vorschul und Grundschulkinder thematisieren

Beobachten, Wahrnehmen und Abholen

Jedes Kind nimmt seine Umwelt unterschiedlich wahr. Genau wie wir Erwachsenen. Manche Kinder schirmen sich bewusst mehr ab und andere beschäftigen sich intensiv mit ihrer Umwelt. Bevor du das Thema Krieg bei deinem Kind ansprichst, beobachte und nehme dein Kind wahr. Ist es mein Bedürfnis mein Kind aufzuklären oder interessiert sich mein Kind für aktuelle Geschehnisse? 

Wenn dein Kind konkrete Fragen stellt, versuche es dort abzuholen, wo es gerade steht. Dies erreichst du am besten, indem du Gegenfragen stellst: 

  • “Was weißt du über Krieg?”
  • “Wer hat darüber gesprochen?”
  • “Wo hast du etwas über den Krieg gehört?”
  • “Was stellst du dir denn unter Krieg vor?”

Nehme dein Kind in seinen Äusserungen und Sorgen ernst. Sprich seine Ängste nicht klein oder lenke es ab. 

Altersgerechte Erklärungen

Versuche ehrlich und so knapp wie möglich zu antworten, ohne ins Detail zu gehen. Wenn dein Kind die gleiche Frage immer wieder stellt, hat ihm die Antwort noch nicht zufriedengestellt. Stellt es wiederum neue Fragen, scheint es das Gesagte auf seine Weise, verstanden zu haben. Ebenfalls kann es helfen, kindgerechte Beispiele aus ihrer Lebensrealität heranziehen.

Eine mögliche Antwort auf die Frage eines Vor-, Grundschulkindes auf: Was ist Krieg?

Du hast dich doch gestern mit deiner Freundin gestritten. Da wart ihr mal nicht einer Meinung. Und vielleicht ist es auch so weit gekommen, dass am Ende einer dem anderen die Schippe auf den Kopf geschlagen hat und jemand weinte. Und das hat vielleicht dazu geführt, dass die Erzieher gekommen sind und versucht  haben zu vermitteln. Im Grunde ist Krieg das Gleiche unter Erwachsenen: Zwei Erwachsene, die an der Spitze von einem Staat stehen, sind sich nicht ganz grün, aus irgendeinem Grund gibt es Streit, grossen Streit. Aber die nehmen keine Schippe, sondern Panzer und Flugzeuge, mit denen sie kämpfen. Sie lassen sogar andere für sich kämpfen.”

Moritz Daum, Professor für Entwicklungspsychologie an der Universität Zürich in “Kinderfragen: Mama, was ist eigentlich Krieg?” von Zeit Magazin vom 23. Februar 2022.

Sicherheit schenken

Kinder benötigen Sicherheit. Umso wichtiger ist es jetzt unseren Kindern die Versicherung zu geben: Die Erwachsenen kümmern sich drum und du bist in Sicherheit. Der Krieg ist weit weg und wird nicht zu uns kommen. 

Selbstfürsorge für uns Eltern

Unseren Kindern kann es nur so gut gehen, wie es uns geht. Gerade jetzt sollte Selbstfürsorge ganz oben auf deiner Prioritätenliste stehen. Kinder spüren unsere Ängste, Sorgen, Angespanntheit, Verzweiflung oder Hilfslosigkeit. Diese Gefühle dürfen wahrgenommen werden und da sein. Wir müssen jedoch lernen mit ihnen umzugehen und unseren Kindern das Gefühl geben: Ich gehe in die Verantwortung. Ich kümmere mich, um mich selbst. Ich weiss, wie ich mir helfen kann. Denn nur dann lassen Kinder los und beziehen unsere Gefühle nicht auf sich. 

Möglichkeiten für mehr Entspannung:

  • Reduziere deine Mediennutzung und konsumiere bewusst.
  • Werde aktiv, wenn das Gefühl der Hilflosigkeit überkommt. Gerne kannst du auch hier deine Kinder miteinbeziehen. 
  • Erlaube dir Ruhepausen zu nehmen oder lustige Aktivitäten mit deinen Kindern zu machen. 
  • Bleibe im Hier&Jetzt und vermeide dadurch ein Gedankenkarussell. 

Mein persönliches Schlusswort zur aktuellen Lage:

Als Familienberaterin habe ich mir die Mission gegeben: Kinder liebevoll zu begleiten, statt zu erziehen. Denn kein Kind braucht Macht, Zurechtweisung, Strafen oder Sanktionen, um zu wachsen. Doch genau das passiert zurzeit gerade in einer ganz anderen Dimension. Es wird gedroht, Verhalten wird sanktioniert, bestraft und Verbote werden ausgesprochen. Menschen leiden und werden zutiefst verletzt. 

Lasst uns gemeinsam im Kleinen dazu beitragen, dass wir die Welt zu einem besseren Ort machen. 

Lasst uns in unseren Familien Gleichwürdigkeit anstreben und ein liebevolles Miteinander. 

Habt euch lieb, besonders, wenn es anstrengend ist. 

Spendenaktion für Kinder in der Ukraine!

Nehme an meinem Webinar am 21. März kostenlos teil und spende eine Summe deiner Wahl an SOS-Kinderdorf.

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Vielen Dank, Lisa ❤️

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